Der Weg zum Konzept.

Im Turnus von zwei Jahren wird ein großer ökumenisches Gemeindefest gefeiert, das inzwischen weit über die Grenzen Baccums hinaus bekannt ist. Die Ökumenische Mitte ist nach Beschluss beider Kirchenvorstände von beiden Kirchengemeinden ausdrücklich gewollt und nutzt den Raum zwischen den beiden Kirchen und Gemeindehäusern an für gemeinsame Veranstaltungen, Feste und Feiern. Dabei ist die Ökumenische Mitte kein beliebiger Platz oder einfach eine Festwiese, sondern vor allem ein geistiger und ideeller Raum, der geprägt ist von den beiden Kirchen, den sie umgebenden Kirchhöfen und der gemeinsamen Jahrhunderte währenden Geschichte, die sie erzählen.

 

So diente z. B. der alte Kirchhof um die Katholische Antonius Kirche bis zu seiner Auflösung im Jahre 1962 etwa 500 Jahre lang als Begräbnisplatz und war über die Hälfte dieser Zeitspanne bis zur Errichtung des Evangelischen Friedhofs auch die Begräbnisstätte der evangelischen Christen. Er stellt somit selbst ein wichtiges und frühes Zeugnis ökumenischer Wirklichkeit dar. Eine weitere Besonderheit der Profangeschichte Lingens und Baccums ist die politische und kulturelle Prägung durch die Niederlande vom 16. bis zum 18 Jahrhundert, die sich in ökonomischer Hinsicht (sog. „Hollandgänger“) sogar bis ins 20. Jahrhundert hinein gehalten hat. Die Geschichte der Evangelisch reformierten Gemeinde Baccums ist undenkbar ohne ihre niederländischen Wurzeln, was heute allerdings einen verhältnismäßig geringen Niederschlag in der Öffentlichkeit findet. Dies zeigt sich beispielsweise darin, dass es Städtepartnerschaften Lingens mit Städten aus mehreren europäischen Ländern gibt, nicht aber mit einer niederländischen Stadt. Dabei ließe sich die Geschichte als "ökumenischer Lernraum" entdecken, denn es gibt ergreifende Zeugnisse für ökumenische Gesinnung in früheren Zeiten.

Durch die Erinnerung von Geschichte und die Visualisierung ihrer Spuren kann ein in besonderer Weise "geprägter Raum" entstehen, der mittelfristig auch eine seinem Geist angemessene akzentuierte Gestaltung bekommen soll: Bestehende und neue fußläufige Wegeverbindungen zwischen den beiden Kirchen und ihren Gemeindehäusern sollen das Zueinander der beiden Gemeinden auch optisch deutlich und erfahrbar machen. Auch der Friedhof um die evangelische Kirche wird neu in Erinnerung gebracht und lässt durch diese Parallelität die beiden Kirchen als starkes Ensemble erleben. Die Einbeziehung der Schule und des Kindergartens eröffnet die Chance, die Ökumenische Mitte als kulturellen Mittelpunkt des Dorfes in einem umfassenden Sinn zu gestalten.